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8ter Tag Pause – Reisegeschichten, Einkauf und Entscheidungsfindung

Start in den Tag heute meinerseits noch verschlafen direkt mit Abkühlung und Bewegung im Pool. Gutes Aufwachen!

Nach ein wenig Yoga und Frühstück saßen wir eine ganze Weile mit dem ebenfalls per Motorrad reisenden Frank zusammen. Besonders bemerkenswert: er reist bald sein halbes Leben – was rund 30 Jahren entspricht. Dementsprechend viele interessante Geschichten hat er auf Lager! Marcel hat danach scherzhaft gefragt, ob ich mitgeschrieben hätte. Der Mann könnte mehr als ein Buch füllen… Sei es mit kleinen Anekdoten – wie dem in Indien nach Curry schmeckenden heißen Wasser, das er eigentlich fürs Kaffee kochen erbeten hatte. (Seitdem beinhaltet sein Reisegepäck einen Tauchsieder.) Oder mit ungewöhnlichen Selbstverständlichkeiten wie mit kaputtem Motorrad in der Schweiz ankommen und einen fahrbaren Untersatz für die Reparaturzeit erbitten – der dann natürlich auch ein Motorrad ist. Bishin zu großen und teilweise lebensgefährlichen Geschichten wie einem Leberabszess, seiner Operation und Heilung.

Nach so spannenden Geschichten packt Marcel der Gedanke einer Abkühlung, sodass er nach einer Woche endlich auch einmal ganz im 3Gs-Pool war.

Im Anschluss an ein paar Poolrunden ist meinerseits Einkaufen angesagt, weil es bereits 15 Uhr ist und der Laden mit Obst & Gemüse nicht mehr lange offen hat – den hab ich die Tage schon zweimal verpasst..

Zwei Schweizerinnen ging es wohl ähnlich und ich kann ihnen heute Gurken und Bananen mitbringen. Beim zweiten Geschäft – das ich u.a. für gutes Brot aufsuche – erscheine ich inzwischen bestimmt zum vierten oder fünften Mal. Von Anfang an sehr freudig und freundlich der Verkäufer. Solch Lächeln und Herzlichkeit überwinden jede Sprachbarriere =) Nur hilft es noch nicht die Einkaufstasche zu füllen. Das reine Fingerzeigen an solcher Stelle von der anderen Thekenseite aus ist in Deutschland schon manches Mal herausfordernd genug, wenn man den Namen des Lebensmittels nicht kennt. Aber da kann man sich immerhin etwas mit Sprache und Beschreibung helfen. Hier funktioniert das nicht. Inzwischen haben wir den Dreh gemeinsam immer besser raus: Für Wurst komme ich einfach hinter die Theke, um selbst meine gewünschte Sorte herauszuholen. Milch („malako“) und eine bestimmte Art Joghurt („matsun“) kann ich nun benennen. Er oder ich – heute auch mal seine Frau – legen die jeweiligen Dinge auf den Tresen und auf ihr „Fsjo?“ bestätige ich mit „Fsjo.“, was wenn ich mich recht erinnere so viel wie „alles“ heißt und damit kann der Kassiervorgang starten. Weil man sich kennt, bekomme ich nicht wie sonst Plastiktüten, sondern kann die Lebensmittel einfach in meine mitgebrachte Tasche stecken. Und heute ist der Verkäufer ganz Gentleman und bringt seiner Frau und mir nach dem Einkauf eine Cola und bietet mir seinen Sitzplatz an. Wir tauschen noch ein paar Basics aus, die auch mit wenig Sprache funktionieren: Sie erfahren von meiner Reiseart und Dauer, von Marcel, unserem Alter und dem Familienstand. Ich erfahre, dass der Laden ihnen gehört und ihr Sohn kommt auch noch vorbei.

Nach ein paar Fotos starte ich einen meiner bisher wenigen Versuche mich auf Armenisch zu bedanken, was sich grob spricht wie „Schnur(rh)akaluzion“. Keine Ahnung, ob Marcel dazu schon was berichtet hat: am ersten Tag in Armenien konnten wir uns nur merken „Irgendwas mit Schnurrhaar…“ und inzwischen wissen wir: Armenische Wörter sind den Einheimischen selbst oft zu lang (die Wortlänge von Danke ist wohl noch vergleichsweise harmlos), weshalb kaum Menschen hier reines Armenisch sprechen. Es werden gerne russische Wörter verwendet. Oder im Falle des Danke auch einfach das französische „Merci“. Das schon im Persischen statt dem „Mamnun“ häufig als Danke verwendet wird. Ob wohl die Merci-Schokolade etwas mit der Verbreitung zu tun hat!?

Bei meinem kurzen Spaziergang zu den Geschäften hab ich heute noch den Friedhof entdeckt: Umzäunte Gräber. Manche mit Wildwuchs andere mit Kunstrasen oder Steinen. Immer wieder Grabsteine mit fast lebensgroßen Abbildungen der verstorbenen Person.


Nun endlich nochmal zur verschobenen Antwort auf die Frage: Warum haben wir uns doch noch für einen Rückflug entschieden?

Wichtigster Punkt: Gesundheit geht vor! Ihr habt schon mitbekommen Marcel hat die ein oder andere gesundheitliche Einschränkung. Das mit der Sehnenscheidenentzündung ist keine gesicherte Diagnose, aber wäre grob plausibel. Wir könnten es natürlich hier aussitzen und dann weiterfahren. Versuchen unterwegs Gegenmaßnahmen zu treffen wie Übungen und bewusstere & teilweise abwechslungsreichere Haltung beim Fahren. Insgesamt ist aber Schonung angesagt. Also Städtetour oder die nächste Höhle wäre auch nicht einfach drin. Flotte Rückfahrt im Sinne vieler km pro Tag erst recht kontraproduktiv. Und was Aktivitäten angeht wäre ziemlich egal, ob Marcels Beschwerden noch leicht bestehen oder durch erneute Belastung einfach wieder auftreten könnten. Vorsicht und Schonung ist Teil der Gesundung.

Eine Frage der Zeit: Nachdem es bisher nicht stetig besser wird und kurzzeitig auch unangenehmer, fehlt ein wenig die Perspektive. Man kann nur hypothetisch andenken, wie lange wir hier warten müssten, bis Marcel wieder durchstarten könnte. Sagen wir einfach mal es wären noch 1-2 Wochen. Blieben vielleicht 4 Wochen Reisezeit übrig. Hinzukriegen ist in der Zeit der Rückweg definitiv. Aber gleichzeitig ist es ein Zeitraum, den man sich so oder so ähnlich auch mal zwischendurch nehmen kann. Ich meine vor allem als Arbeitnehmer(in). Ich müsste also nicht gleich wieder kündigen, wenn wir nochmal los wollen. Einen Urlaubszeitraum von 3 Wochen hatten wir bisher im Jahresurlaub meist eh drin und ein wenig länger sollte sich gegebenenfalls auch regeln lassen.

Nicht zu vergessen: einfach das „zu Hause“. Neben den eigenen vier Wänden auch so manches Projekt was darauf wartet gestartet oder vorangebracht zu werden. Und einige von euch treuen Lesern, die wir vermissen und endlich wieder (live) sehen und in die Arme schließen können. Auf bald <3

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