Nach 55 Tagen bzw fast 8 Wochen im Iran wurde es fuer uns Zeit das mittlerweile Bekannte hinter uns zu lassen um in einem neuen Land neues zu entdecken. Da wir uns gegen die Weiterfahrt nach Indien entschieden haben, wollen wir die Zeit nutzen um über einen kleinen Umweg die Rückreise anzutreten. Dieser Umweg fuehrt uns um die autonome Republik Nachitschewan herum. Eine Exklave die hauptsächlich vom Iran und Armenien umschlossen wird. Zunächst nach Armenien, in das wir heute eingereist sind, weiter über Georgien und anschliessend ueber die Tuerkei ins bekannte Osteuropa.
Der Grenzübergang erwies sich heute als zäh aber unproblematisch. Im Iran wurden wir recht flott ausgestempelt. In Armenien wurden wir etwas im Kreis geschickt. Nach einer Flussbrücke kam der erste aenische Grenzposten. Dort wurden irgendwelche Infos unserer Pässe und Fahrzeugscheine auf einen kleinen Zettel notiert. Damit fuhren wir ein paar hundert Meter zum naechsten Haeuschen. Dort wurden unsere Paesse wieder bewundert sowie Daten unserer Fahrzeugscheine in einen Computer getippt. Jetzt wollte eine Grenzkontrolleur in unsere Motorradseitenkoffer schauen. Wir öffneten, er nickte, wir schlossen. Kurzes Prozedere. Wieder ein paar hundert Meter weiter ließen wir die Motorräder vor einer kleinen Halle stehen, wurden wie am Flughafen am Körper abgeklopft und Melanie’s Handtasche wurde durchleuchtet. Dahinter sollten wir uns an einem Schalter melden der wieder Paesse und Fahrzeugscheine sehen wollte. Eine Dame dort sprach zum Glück etwas Deutsch, so konnte ich ihr erklaeren welche Zahlen in unseren Fahrzeugpapieren welche Bedeutung haben, also Hubraum, Baujahr, Modellbame usw. Danach wurden wir zum benachbarten “Ararat Bank” Schalter geschickt. Dort sollten wir knapp 30€ bezahlen. Wofür wussten wir nicht. Wir haben zwar das ein oder andere Formular unterschrieben, mangels Sprachkenntnissen und einer fuer uns wieder unbekannten Schriftart, wussten wir aber überhaupt nicht worum es geht. Die Dame am Bankschalter machte uns aber deutlich, dass sie unsere Euros nicht haben wollte und schickte uns zur Rückseite ihres kleine Büros wo sich ein Bankautomat befand an dem wir mit einer deutschen Visa-Kreditkarte Geld abheben konnten. Wahnsinn ! Was fuer Möglichkeiten und Freiheiten man in Armenien erleben darf. Einfach so unkompliziert an Geld kommen. Irre !
Mit etwa 100€ frischem armenischem Bargeld, fuer das man keine separate Sporttasche zum Transport braucht, bezahlten wir die ominöse Gebuehr. Mit der dafuer erhaltenen Quittung überzeugten wir die leicht deutsch sprechende Dame am vorherigen Schalter uns 2 DinA4 Dokumente auszuhaendigen von denen wir keine Ahnung haben was sie bedeuten, aber damit konnten wir zurück zu unseren Motorrädern um diese zu holen. Wir fuhren also wieder ein paar Meter voran durch ein Tor hinter dem ein paar LKWs warteten. An dieser Grenzen fuhren fast nur LKWs rüber, vielleicht das ein oder andere Auto aber wir waren die einzigen Motorradfahrer. Scheinbar waren wir unsympathische Motorradfahrer, denn kurz nachdem wir gemuetlich das warten zwischen LKWs und dem Tor angefangen haben, wurden wir von einem eher ungeduldigen Grenzbeamten deutlich darauf hingewiesen, dass wir hier wegsollen und zuerst zum X-Ray, also Röntgen müssen. Dort hinten zeigte er uns, beim grossen Gebaeude in der Mitte. Also drehten wir um und fuhren zum grossen LKW Roentgenaparat. Circa 20-30 Minuten warteten wir auch dort wieder zwischen Dieselabgasen bis wir in die freigewordene Röntgenhalle fuhren. Ein Roentgengeraet so groß, dass 40 Tonner reinpassen. Am ende der Halle angekommen, wirkte der Röntgenverantwortliche Beamte sichtlich verwirrt und gab uns per Handzeichen zu verstehen, warum wir den hier seien. An einem Motorrad gäbe es doch kaum etwas zu durchleuchten. Glücklicherweise konnte ich ihm mit Hand-Fuß-Englisch verstaendlich machen, dass wir nicht selbst auf die Röntgenidee gekommen sind, sondern wir hierher geschickt wurden. Der Herr holte ein Telefon aus seiner Hosentasche, und gab uns zu verstehen, dass er seinem Kollegen schon erklaeren werde, dass wir fuer unsere Mopeds keinen LKW-Röntgen Prozess durchlaufen müssen. Wir bedankten uns und fuhren wieder zum Tor wo wir vorhin abgewiesen wurden. Jetzt wurden wir auf einer separaten Spur empfangen und sollten lediglich unser Gepaeck roentgen lassen. Aber nur die grünen 60L Packsaecke. Diese schnallten wir ab und wurden zum Roengengeraet am Eingang der Halle gefuehrt in der wir heute schon Geld abheben konnten und bereits eine Flughafenaehnliche Kontrolle durchlaufen haben. Wir liefen also mit den grossen Taschen gegen die eigentliche Kontrollrichtung zum Anfang der Röntgenmaschine, legten die Taschen aufs Band, holten sie auf der anderen Seite wieder vom Band und mussten unser Zelt herzeigen fuer das sich der Roentgenmaschinenbediener besonders interessierte. Danach durften wir wieder 50m mit unseren Taschen raus auf den Hof laufen und dem dortigen Beamten versichern, dass unsere Taschen durchleuchtet wurden und alles OK ist. Nachdem wir unsere Taschen also wieder festgezurrt hatten, fiel diesem Beamten noch ein, dass er auch noch in unsere Seitenkoffer schauen wollte. Also Packtaschen wieder runter nehmen, Koffer aufsperren, skeptischen Blicken des Beamten standhalten und die Frage nach “Heroin?” gekonnt mit einem “Nein, heute nicht” abwehren. Dieses Verhalten schien ihn zu überzeugen, wir durften zusammenpacken und zum naechsten Punkt fahren. Ca 300m weiter erwartete uns ein grosses, schweres und verschlossenes Rolltor. Dahinter erkannten wir kleine Imbissbuden und Kioske. Das musste Armenien sein ! Hier warteten zwei weitere Grenzbeamte, wollten ein letztes mal Paesse und Fahrzeugscheine bewundern und liessen uns anschliessend passieren. Nach knapp 4h hatten wir auch die Grenze nach Armenien gemeistert. Jetzt mussten wir nur noch in einem der kleinen Kiosk Haeuschen eine Motorradhaftpflichtversicherung kaufen, was uns fuer ca 12€ pro Maschine gelang. Nun waren wir bereit um die armenischen Straßen zu entdecken ! Und an diesem Tag entdeckten wir noch 10km davon bis in naechste Dorf wo wir eine nette, kleine und familiäre Unterkunft bezogen. Man merkt direkt, dass die Kultur in Armenien russisch und osteuropäisch gepraegt ist. Fahrzeuge des russischen Herstellers Lada sind hier vorherrschend. Sehr spannend zu sehen, dass wir nur wenige km (10-15) vom Iran entfernt sind und die Kultur sowie auch die Gesichtszuege und Hautfarbe der Armenier sich so deutlich von den Iranern unterscheidet.
Wir aßen noch eine Art armenischen Dürüm Kebap zu Abend, ich freute mich besonders über diese Abwechslung auf dem Teller, und beendeten damit diesen langen aber erfolgreichen Tag.
