Wie man auf diesem Blog bereits mitbekommen hat, ist es in Ordnung Pläne zu machen, wenn man bereit ist diese wieder über Bord zu werfen. Das mussten wir schon vor unserer Abreise feststellen, da wir 16 Tage spaeter losgefahren sind als urspruenglich geplant. Wir haben Tagesziele anpassen müssen, haben einen Motorschaden in unsere Reise-Agenda aufnehmen müssen und die ein oder andere Einladung von Einheimischen angenommen. All solche Ereignisse machen das Festhalten an einem ursprünglich gesetzten Reise- bzw Zeitplan sehr schwierig bis unmöglich. Der große Mehrwert wenn man als Individualreisender unterwegs ist liegt darin, dass nichts bis wenig vorbestimmt ist und man jeden Tag neu entscheiden kann was man macht. Manchmal entscheidet man das selbst, manchmal tun das aber auch andere fuer uns. Wenn man zB vom iranischen Unternehmer ins Sommerhaus eingeladen wird, wenn man in der Türkei privat zum Essen eingeladen wird, oder der Verkehr so dicht und zähfliessend ist, dass man nur etwas ueber 100km am Tag schafft, obwohl man viel weiter kommen wollte. Diese Erlebnisse und Begegnungen sind es, die eine Reise wie unsere Ausmachen. Das Unberechenbare und die taeglichen Überraschungen geben unserer Reise ihren Charakter. Mit jeder Veränderung, jeder Anpassung und jedem Problem auf das wir stoßen bekommt die Reise ihren Abenteuercharakter. Und genau deswegen sind wir losgefahren und haben uns fuer Motorräder und gegen die Annehmlichkeiten eines Autos entschieden. Und da sich soviele Aspekte anders entwickelten als gedacht, haben wir beschlossen aus der Reise nach Indien eine Reise in den Iran zu machen. Warum ?
- Weil die Hitze im Süden vom Iran und in Pakistan mit ihren knapp 50 Grad Celsius eine wahre Tortur sind. Besonders in Motorradschitzkleidung.
- Weil uns mit dem verspaeteten Start in Muenchen und dem Getriebeschaden ueber 5 Wochen Zeitverzug entstanden sind. Wir haben uns Zeit bis Ende Oktober genommen um nach Indien und wieder zurueck zu fahren. Zeitlich würden wir die Strecke auch noch schaffen. Aber wir wollen mehr sehen als nur Autobahnen.
- Weil der Verkehr hier im Iran anspruchsvoll und nicht ganz ungefaehrlich ist. Aus Pakistan zurückkehrende Reisende berichteten uns, dass das Verkehrschaos dort nochmal ein anderes Niveau erreicht. Davor haben wir Respekt und sind skeptisch ob man sich dort hineinwagen muss.
- Weil ca die Haelfte der Strecke in Pakistan mit Polizeieskorte erfolgt. Was sehr lange Fahrtage ueber sehr lange Schotterpisten bedeutet. Mit begrenztem Mitspracherecht was Tagesetappen und Pausen angeht.
- Weil wir bis hierhin im Iran schon immens viel erlebt und gesehen haben. Steile These: Vielleicht muss man garnicht bis nach Indien fahren um ein imaginäres Fotoalbum mit jeder Menge Erlebnissen und Geschichten füllen zu können ?
Jedenfalls die Summe all dieser Gedanken hat uns dazu gebracht den Iran als Ziel und Umkehrpunkt unserer Reise zu setzen. Mit unseren frisch reparierten und gewarteten Maschinen, meine Ténéré hat hier noch einen Ölwechsel bekommen, machen wir uns allmaehlich wieder auf den Rückweg. Dieser führt uns mindestens über die Türkei und Südosteuropa. Wir liebäugeln zurzeit noch mit einem Schlenker über Georgien. Wahrscheinlich kommen wir auch noch in Rumänien vorbei. Wir werden sehen, und ihr werdet weiterhin taeglich lesen können 🙂