Nicht nur in Deutschland haben Zuege Verspaetung. Auch im Iran laeuft nicht immer alles nach Plan. Statt gegen 01:00 Uhr sind wir um 02:00 Uhr morgens im Bahnhof von Yazd eingerollt. Fuer die letzten 2 Stunden dieser Fahrt wurden uns doch noch 2 Plaetze in einem 6er-Abteil zugesprochen. Diese Gelegenheit nutzte ich um noch eine Stunde Schlaf zu tanken. In unserer heutigen Situation sowie Mangel an Schlafmöglichkeiten kann das ja nicht schaden. Direkt nach unserer Ankunft in Yazd bin ich von einem der vordersten Waggons zum letzten der insgesamt 11 Waggons gerannt, um sicherzugehen, dass unsere Motorraeder auch mit uns hier aussteigen. Erfreulicherweise wurden unsere Maschinen bereits aus dem Güterwaggon ausgeladen. Meine Yamaha stand bereits auf einem kleinen PickUp, Melanie’s Royal Enfield wurde gerade etwas unsafter als mir lieb ist ueber die knapp 1m Hoehendifferenz auf den Bahnsteig “gerollt”. Nun machten sich die beiden Herren die unsere Maschinen ausgeladen haben daran, diese vom Bahnsteig zu schieben. Ich dachte, dass koennen wir zwar auch aber freundlich wie die Iraner sind gehoert das bestimmt zum Service. Als die beiden Herren die Motorraeder in ein Lagerhaus neben dem Bahnhof schieben wollten, bekam ich zusaetzlich die Info vom PickUp Fahrer der uns am Bahnsteig abholen sollte, dass die Motorraeder erst am naechsten Morgen um 09:00 abgeholt werden koennen. Ich vermutete sofort irgendeinen Betrugsversuch getarnt als Vorwand der es Maennern ermoeglicht in den Besitz der Motorraeder zu kommen. Ich stellte mich also vor eins der geschobenen Motorraeder um zu verhindern, dass es ins Lagerhaus gebracht wird. Melanie hatte Mohammad, unserem Gastgeber im TakTaku Guesthouse am Telefon der uns schon ueber die gesamte Planung der Zugreise aus der Ferne unterstuetzte. Vergeblich versuchte ich die Maenner zu ueberzeugen mit Mohammad zu telefonieren. Mir wurde garnicht zugehoert, stattdessen wurde die Situation schnell handgreiflich. Ich wurde von einem der Maenner von vor dem Motorrad weggedraengt. Dieser Meinungsaustausch der leider komplett ohne den Willen des Zuhörens ablief, dauerte einige Sekunden. Bevor die Situation weiter eskalieren wuerde, gaben wir nach, sahen die Maschinen im Lagerhaus verschwinden und gingen ins Bahnhofsgebauede zur Polizei, die um 03:00 Uhr morgens allerdings nicht anwesend zu sein scheint. Mohammad rief wieder an, teilte mit, dass er bei der Polizei angerufen habe. Angeblich sei die Herausgabe der Motorraeder erst am naechsten morgen rechtens, da diese von einem befugten Beamten genehmigt werden muss. Nagut, muessen wir wohl so akzeptieren. Der Einfachheit halber beschlossen wir, Melanie der Fahrer des PickUps der uns die letzten 200 bis ins TakTaku Guesthouses bringen wird und ich, im Auto am Bahnhof zu schlafen. Der Fahrer auf der Sitzbank im Fuehrerhaus. Melanie und ich auf der Ladeflaeche. Wir hatten schon angenehmere Naechte, aber fuer 3-4 Stunden Schlaf hat es gereicht. Am Naechsten morgen waren wir um Punkt 08:00 Uhr im Buero der staatlichen Institution am Bahnhof die fuer die Herausgabe deutscher Motorraeder zustaendig ist, um unser Anliegen vorzubringen. Vielmehr hat unser Fahrer unser Anliegen vorgebracht weil wir uns wiedermal nicht verstaendigen koennen. Nach einigem Hin-und Hergerenne mit Paessen und Fahrzeugscheinen zwischen verschiedenen Gebaeuden wurden unsere Motorraeder freigegeben. Wir montierten die Seitenkoffer ab und verluden alles auf der PickUp-Ladeflaeche. Gesichert mit 4 deutschen Zurrgurten und einem iranischen Seil. Seile sichern hier grundsaetzlich so ziemlich alles was auf Pickups, Transportern und LKWs bewegt wird. Es scheint eine bestimmte Knotentechnik fuer diesen Zweck zu geben, die ich mir noch erklaeren lassen will. Jedenfalls, wir waren wieder im Besitz unserer Fahrzeuge und begannen die letzte Etappe. Dieses mal etwas komfortabler im Auto sitzend, allerdings auch nicht zu komfortabel da der Beifahrersitz eher fuer 1 Person ausgelegt ist. Aufgrund der Ausgestaltung als Sitzbank vielleicht noch fuer einen Erwachsenen und ein Kind. Melanie und ich quetschen uns also auf diese Sitzbank, unsere Beine teilten sich einen Fussraum. Nach einer halben Stunde Fahrt, nutzte ich die Gelegenheit einer Pause um ab jetzt auf der Ladeflaeche des PickUp mitzufahren. Genauer: Auf dem Sattel meines Motorrads sitzend fuhren wir durch die Iranische Wueste. Nur das ich in diesem Fall keinen Einfluss auf Richtung und Geschwindigkeit habe. Die Richtung kennt unser Fahrer und die Geschwindigkeit hielt sich auch im Rahmen. Die blauen iranischen PickUps sind alle das gleiche Modell. Ein sehr altes Modell, das ich aus den 80er oder 90er Jahren stammend schaetze, mit entsprechend begrenzter Motorleistung. Mehr als 90 km/h sind damit nicht drin.
Nach kurzer so exponiert auf dem festgezurrten Motorrad sitzend wurde mir das dann doch zu windig und sonnig. Ich suchte mir einen freien Fleck auf der Ladeflaeche auf den ich mich ausgestreckt hinlegen konnte, schützte mich mit Packsack, Handtuch und Tuch vor der Sonne und versuchte etwas zu schlafen. Wie man erwarten könnte funktionierte das mit dem Schlaf ueberhaupt nicht. Wind, Hitze, Klappern und Holpern brachten zu viel Unruhe auf und liessen keinen Schlaf zu. Fuer die letzte halbe Stunde entschied ich mich wieder fuer den Kinderplatz im Führerhaus. Bevor wir im Dorf Tudeshk beim Guesthouse abgeladen wurden, wurden wir natuerlich noch von der Familie unseres Fahrers zum Mittagessen eingeladen. Alle Familienmitglieder waren sehr erfreut ueber unseren Besuch. Wir schauen uns eben nicht nur Fremde Kulturen an, wir sind scheinbar interessant genug um auch angeschaut zu werden. Melanie bekam noch ihre Haare geflochten und die Soehne staunten ueber unsere grossen Motorraeder. Als ich dem älteren der beiden Jungs, vielleicht so 12-14 Jahre alt, den Zuendschluessel in die Hand drueckte und ihm sagte er koenne mein Motorrad mal starten wenn er möchte, war die Freude groß, als der Motor blubberte und er ein paar Mal an Gasgriff drehte.
Danach fuhren wir die letzten Meter durchs Dorf zum Guesthouse, luden unsere Maschinen und Gepaeck aus und waren endlich am Ziel.
Nach 900km und ueber 30 Stunden Reisezeit gepraegt vor allem von 2 Naechten mit jeweils nur um die 4 Stunden Schlaf waren wir zurueck im TakTaku Guesthouse. Mohammad begruesste uns und inspizierte schon Melanie’s Himalayan. Morgen soll der Motor ausgebaut und mit dem Zerlegen angefangen werden.
Bin ja mal gespannt was im Getriebe defekt ist. Ich werde berichten !

















