Eine Zusammenfassung des heutigen Tages.
Aufstehen um 05:00 Uhr nach 4h Schlaf.
Gestern Abend um 23:30 haben wir festgestellt, dass es keine gute Idee ist Melanie’s Motorrad mit meinem zum Bahnhof zu ziehen. Wir haben es schonmal aus der Tiefgarage rausgeschoben und auch im Leerlauf bei gezogener hoert man unangenehme Geraeusche aus dem Getriebe die dort normalerweise nicht hingehoeren. Unser Lieblingsrezeptionist hatte dafuer aber auch eine Lösung. Er buchte uns fuer 07:00 Uhr morgens einen blauen PickUp der Melanie’s Motorrad zum Bahnhof bringen kann. Kostenpunkt: 6€.
Um 08:15 sind war am Bahnhof angekommen, haben die Himalayan abgeladen, ich bin auf meiner Tenere hingefahren, und haben die Maschinen zum Gütertransportbereich des Bahnhofs gestellt. Wir informierten Herrn Asadi ueber unsere Anwesenheit am Bahnhof. Er kennt uns naemlich schon von unseren zwei vorangegangenen Bahnhofsbesuchen. Er scheint in höherer Position fuer den Bahnhof zu arbeiten und spricht etwas Englisch, weshalb wir schnell an ihn verwiesen wurden. Herr Asadi half uns durch den Gepaeck bzw. Motorradversandprozess zu kommen. Um die Motorraeder auf dem Zug mitnehmen zu koennen mussten wir Paesse und Fahrzeugscheine vorzeigen. Unser Gepaeck röntgen lassen. Aber nicht alles. Manches schaute sich die Polizei auch nur an. ZB meinen linken Seitenkoffer in dem Ein Topfset, ein paar Lebensmittel, besteck usw drin ist. Die 0,5L Flasche Adelholzener Apfelschorle die ich seit Muenchen unangetastet mitgeschleppt habe, hat den zustaendigen Polizisten so brennend interessiert, dass er sich nicht mehr halten konnte, und den Verschluss eine halbe Umdrehung aufschrauben musste. Sofort machte ich ein enttaeuscht-genervtes Gesicht. Da fahr ich die Apfelschorle mittlerweile 1,5 Monate und fast 7.000km mit mir rum, um in Indien damit die Ankunft zelebrieren zu koennen und einem ungeduldigen Polizisten im Iran faellt nichts besseres ein als mein Getraenk zu öffnen weil er die Idee hatte das koennte ja Benzin sein und das sei ja gefaehrlich. Unsere Motorradtanks sind voll mit Benzin und unsere Brenntofflasche vom Benzinkocher ebenfalls. Aber das ist doch wieder egal. Jedenfalls hat sich der Polizist bei mir entschuldigt nachdem er meine Enttaeuschung bzw Veraergerung verstanden hat und die Gepaeckkontrolle war vorbei. Anschliessend wurden wir nach dem Wert unseres Gepaecks und der Motorraeder gefragt zwecks Versicherung. Hier haben wir uns erklaeren lassen, dass 0,2% des Wertes als Versicherungskosten berechnet werden. Wir entschieden uns eine Versicherungssumme von 5.000€ fuer 10€ Kosten abzuschliessen.
Damit war der Übergabeprozess unserer Motorraeder abgeschlossen. Wir machten ein Foto und hoffen unsere Maschinen in Yazd wiederzusehen.
Danach hatten wir 1,5h Wartezeit in der Bahnhofshalle bis 11:30 Uhr, die wir dazu nutzten ein fruehes Mittagessen zu uns zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt lagen 12 Stunden Zugfahrt bis Mitternacht vor uns mit anschliessenden 3 Stunden Fahrt in einem blauen Pickup fuer die letzten 200km bis ins TakTaku Guesthouse. Es sollte also ein laaanger Tag und eine noch lääängere Nacht werden. Da sollte man sich nicht auch noch mit Hunger herumschlagen muessen. Um 11:30 Uhr wurden wir wieder von Herrn Asadi durch die Tücken der iranischen Zug- und Bahnhofssysteme geleitet. Konkret: Vorbei an den Menschenmassen die an einer Glasschiebetuere darauf warteten den Bahnsteig betreten zu duerfen wurden wir direkt bis zum Zug gefuehrt in dem noch Niemand saß. Ein Ticket hatten wir auch nicht. Wir sollten nur einem der Schaffner irgendwann ca. 12€ in die Hand druecken. Nagut, vielleicht laeuft das hier so. Unsere Sitzplaetze befanden sich in einem Sechser-Abteil in dem man sich 3-3 gegenübersitzt. Das Besondere: Das Abteil verfuegt ueber insgesamt 6 Betten. Die zwei 3er Sitzbaenke sowie ueber jeder Sitzbank nochmal 2 Liegen die heruntergeklappt werden koennen. Sogar Kissen und Decken werden in kleinen Taschen verpackt zur Verfuegung gestellt. So kann man reisen. Deutsche Bahn, unbedingt mal im Iran vorbeischauen und inspirieren lassen ! Jeder Passagier hat einen zugewiesenen Sitz- und damit auch Schlafplatz. Und auch noch klimatisiert bei fast 40 Grad Celsius Aussentemperatur. DB-ICEs sind leider schon mit milden deutschen Sommern überfordert. Hier kann man noch ein bisschen was lernen.
Die ersten 6 Stunden unserer Fahrt verbrachten wir in unserem Abteil liegend, dass wir uns mit 4 weiteren Leuten teilten. Wie gesagt die ersten 6 Stunden unserer 12-stündigen Zugfahrt. Danach wurde unser gesamtes Abteil vom Zugpersonal aufgefordert dieses zu verlassen. Scheinbar gehoerten unsere Sitz- und Liegeplaetze jetzt anderen. Nach anfaenglicher Verwirrung scheine ich durch Gespraeche mit anderen Zugfahrenden verstanden zu haben, dass mehrere ohne Ticket im Zug sind und daher keinen Anspruch auf einen Sitzplatz haben. Uns unsere Plaetze wohl von Ticketeigentümern beansprucht werden. Unerfreulich ploetzlich im Zuggang stehen zu muessen, insbesondere wenn man noch weitere 6 Stunden Zugfahrt vor sich hat. Aber es stimmt schon, bisher haben wir keine Zugtickets und auch keinen Cent fuer unsere Beförderung in diesem Zug bezahlt. Daher haben wir diese neue Situation akzeptiert. Naja deswegen und hauotsaechlich weil wir keine Alternative haben. Egal wie laut oder vielleicht auch wortgewandt und geschickt argumwntiert ich mich hier beschwere, es versteht mich einfach Niemand. Jetzt sitzen wir also seit 2-3 Stunden auf dem Zugboden neben einer Toilette, da faellt einem Zugmitarbeiter ein, er muesse jetzt doch einen Fahrpreis verlangen. Naemlich 3,6 Millionen Rial. Was ca 7,50€ fuer uns beide zusammen bedeutet. Schade eigentlich. Als wir noch nichts fuer den Zug bezahlt haben, reisten wir deutlich bequemer. Aber auch hier haben die Iraner mitleid mit uns oder sind einfach nur hilfsbereit und freundlich ? Jedenfalls wurde uns Tee gebracht, ein ebenfalls Ticketloser hat mir seinen Gummischlauch von einem kleinen Reifen geliehen, der aufgeblasen ein sehr gutes Sitzpolster abgibt. Ein Teller mit einem Nudelgericht wurde uns von einer iranischen Familie spaeter auch noch vorbeigebracht. Wieder mal sehr faszienierend.
Gegen 01:00 Uhr Nachts werden wir voraussichtlich in Yazd ankommen, unsere Motorraeder aus dem Zug ausgeladen bekommen und dann nur noch 200km auf einem Pickup mit den Motorraedern hinten drauf ins Guesthouse fahren. Es bleibt interessant ! Naechster Blogeintrag folgt vermutlich erst morgen, wenn ich mal ein paar Stunden Schlaf nach dieser Reisenacht geniessen werden konnte.