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Eingeladen zum Essen

Der Tag startete erneut mit einem Frühstücksbuffet im Hotel. Eine tolle Sache ! Beim anschlißenden Zusammenpacken im Zimmer kam schnell schnell die Frage auf, wohin es heute gehen soll. Tendenziell weiter in Richtung Osten und damit Richtung Iran. Davor wollten wir noch einige Details klären, wie Sicherheitslage, konkrete Route, Hotelsuche im anvisierten Zielort Tatvan. Je umfassender man über solche Themen informieren will, umso länger sitzt man in der Hotellobby um im Internet per WLAN rumzusuchen. Wir haben uns so umfassend informiert, dass wir über 2 Stunden in der Lobby saßen und erst gegen 14:15 Uhr losgefahren sind. Allein das Gepäck auf die Motorräder aufzuladen braucht schon 10-20 Minuten. Dabei stellt man fest, dass unsere beiden Wassersäcke ( jeweils 10 Liter Inhalt ) fast leer sind. Und bei über 30 Grad Celsius unter der türkischen Sonne braucht man Wasser. Also läuft man zum nächsten Kiosk, kauft 10 Liter Wasser und befüllt schonmal einen Wassersack. Auch dies benötigt wieder einige Minuten.und so addieren sich die alltäglichen kleinen Aufgaben und Notwendigkeiten zu mehreren Stunden und einer Abfahrt vom hotel erst am Nachmittag. Wir fahren nicht jeden tag so spät los, aber heute kam vieles zusammen.

Unser heutiges Ziel tatvan liegt in ca. 230km Entfernung. Wir sind optimistisch diese vergleichsweise kurze Strecke heute zu schaffen. Meine Motorradjacke habe ich mittlerweile durch eine Motocross-Protektoren-Mesh-Jacke getauscht. Der Luftdurchlässige Stoff ermöglicht eine deutlich bessere Lüftung und damit normalerweise Kühlung. Aber bei über 30 Grad Celsius fühlt es sich trotzdem so an, als ob man permanent gegen einen Heissluft-Föhn fahren würde.

Ein Motorradfahrer in der Sommerhitze der Türkei. Erstellt mit Microsoft bing BildGenerator.

Nach ca. 100km kommen wir durch den Silvan und beschließen etwas gegen unseren Hunger zu unternehmen. Leider sind fast alle Lokale und Restaurants geschlossen, aufgrund des heutigen islmaischen Opferfestes. Wir finden ein geöffnetes Cafe indem einige Männer sitzen, eine Art Romme spielen und natürlich Tee trinken. Nur leider wird uns verständlich gemacht, dass es nichts zu Essen gäbe, aber wenn wir 30km weiterfahren würden, würde es ein geöffnetes Lokal geben. Ich lasse mir bereits den Ort auf einer Karte zeigen, da winkt uns ein Mann heran und gibt uns zu verstehen ihm zu folgen. Die Kommunikation läuft auch hier fast ausschließlich üeber Hände-und-Füße. Wir folgen dem Herrn zu Fuß ein paar hundert Meter die Hauptstrasse der Ortschaft entlang bis zu seinem Haus. Wo uns bereits seine große Familie empfängt. Wir werden gebeten die Schuhe vor der Wohnung auszuziehen, Hände zu Waschen und dürfen uns im Wohnzimmer auf eines der Sofas setzen. Zusätzlich gibt es noch große Kissen, die auf dem Boden und den Wänden weitere Sitzgelegenheiten bieten. Nun sitzen wir im privaten Wohnzimmer einer uns noch unbekannten Familie und werden zunächst mit Wasser und Süßigkeiten versorgt. Mithilfe von Smartphone, Internet und Google-Übersetzer wird eine bessere Kommunikation möglich. Vom Familienvater erfuhren wir, dass er viele Kinder habe. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es mindestens 8 Kinder. Ebenso saßen mindestens 8 Familienmitglieder mit im Raum und fragten so gut es ging über unsere Reise. Und wir erfuhren wer wo gearbeitet hat und bekamen stolz weitere Fotos der Kinder zu sehen. Bald wurde ein umfangreiches Essen für uns serviert. Die Frau des Hauses hat für uns gefüllte Paprika, Fleisch mit Bohnen in Soße, weiteres Fleisch und Brot zubereitet. Als Dessert erhielten wir getrocknete in süßem Wasser eingelegte Früchte. Teilweise, zumindest die Paprika stammt aus dem eigenen Garten hinter dem Haus, wie uns zu verstehen gegeben wurde. Wir wurden bestens versorgt und fühlten uns von so viel Gastfreundschaft überwältigt und unglaublich willkommen. All diese Zeit und Aufmerksamkeit wurde uns am wichtigsten Feiertag des Jahres zu Teil. Ein mehr als besonderes Erlebnis.

Die Essenspause dauerte länger als geplant, wir wurden noch für unsere Rückreise erneut eingeladen, die Türe stehe immer offen. Trotzdem mussten wir leider weiterfahren, da wir auch noch ein Zeil hatten. Tatvan am Van Gölü See. Bis zu Abenddämmerung erreichten wir diese Stadt, suchten nach einem erschwinglichen Hotel mit WLAN und Motorradparkmöglichkeiten. An der Hauptstrasse wurden wir fündig, zahlten 950 Lira = ca. 34€ für ein Doppelzimmer und schleppten wiedermal unser umfangreiches Gepäck ins Hotelzimmer.