In Plowdiw, Bulgarien, packten wir nach der Nacht im Appartment unsere Sachen auf die Maschinen, suchten zuerst eine Tankstelle (Shell) auf um anschliessend ein Fruehstueck im gegenüberliegenden Supermarkt zu kaufen (Billa). Also auch hier im südöstlichsten Europa sind die bekannten grossen Marken vertreten. Da Bulgarien die kyrillische Schrift verwendet ist lesen eine Herausforderung bzw meist fuer mich nicht moeglich. So stand ich vor dem Kuehlregal mit Milchprodukten auf der Suche nach einem Joghurt. Ich weiss ja schon wie so ein Joghurtbecher aussieht, aber ob da auch wirklich Joghurt drin ist, oder dann doch Sahne oder ein hier verbreiteter Streichkaese, ist mir unbekannt und wird es auch bleiben. Nachdem ich einen Becher Skyr der Marke “ja!” Entdeckt habe war die Entscheidung schnell gefallen, weil das konnte ich in lateinischen Buchstaben lesen ! Laut EU-Molkerei Schlüssel kam die Milch dafuer sogar aus Bayern. Na da weiss man was man kauft 😃
Nach dem Fruehstueck auf dem Supermarktparkplatz machten wir uns auf den Weg in Richtung türkischer Grenze, die wir nach ca 160km erreichten. Auf Bulgarischer Seite ging die Ausreise erstaunlich schnell, auf der tuerkischen zog sich der Prozess etwas.
- Schritt 1: Ausweis bzw Pass an der Passkontrolle vorzeigen. Genehmigt, 20m weiterfahren.
- Schritt 2: Customs Control ( Zollkontrolle). Hier war das Häuschen leer, also fuhren wir ca 200m weiter.
- Schritt 3: Stopp bei einem dunkelblauen Transporter der an einem Parkplatz Sim-Karten und Autobahnmautkarten verkaufte. Da wir wussten, dass man solche Mautkarten braucht, erwarben wir zwei und fuhren 50m weiter
- Schritt 4: keine Ahnung wie diese Stelle heisst, aber hier wurde unser Fahrzeugschein und Ausweis nochmal kontrolliert. Dabei wurde uns gesagt, dass fuer unsere Fahrzeuge ( laut Kennzeichen und Computersystem) keine Zollkontrolle ddurchgefuehrt wurde. Wir muessen zurueck zur Customs Control, Häuschen Nr.101.
- Schritt 5: Bei Häuschen 101 nach einer Zollkontrolle bitten. Die Dame nimmt sich unserer Dokumente an, nachdem sie aber sieht, dass wir mit 2 Motorraedern reisen, verliert sie die Lust und bittet uns doch zu einem Zollkontrollhäuschen mit anderer Nummer zu gehen.
- Schritt 6: Wir finden ein paar Meter weiter einen willigen Zollbeamten der unsere Dokumente sichtet und irgendwas in einen Computer eintippt. Auf meiner gruenen Versicherungskarte ist das Feld “TR” welches fuer Türkei steht durchgestrichen, was bedeutet, dass meine Motorrad-Haftpflichtversicherung in der Türkei nicht gueltig ist. Ich soll an einem weiteren Häuschen eine KFZ-Versicherung fuer die Türkei kaufen.
- Schritt 7: 150m zum Versicherungsverkaeufer laufen, dess Häuschen auf halbem Weg zur letzten Kontrollinstanz liegt, an der wir bei Schritt 4 abgewiesen wurden. Dort innerhalb von ca 10min eine dreimonatige Motorrad-Versicherung fuer 27€ kaufen. Was diese Versicherung so kann weiss ich, aber ich habe sie jetzt !
- Schritt 8: 5m nebenan am naechsten Fenster die frisch gekaufte Versicherung pruefen lassen, wofuer ich wieder Ausweis, FZG-Schein, gruene Karte und den soeben erworbenen Versicherungszettel durch die Luke reiche. Nach ca 15min erhalte ich die erhoffte Bestaetigung fuer was auch immer.
- Schritt 9: nun 150m zurueckrennen zur Zollkontrolle durch den mittlerweile eingesetzten Regen. Der Grenzbeamte der schon auf uns wartet weil unsere Motorraeder seit bald einer Stunde auf der Flaeche stehen wo permament andere Autos ihre Kofferraeume leeren und deren Inhalte herzeigen muessen, fragt mich in knappem Englisch ob ich fertig sei. Ich antworte: Yes, all documents. In weniger als 2 Sekunden macht der Grenzbeamte irgendeinen Haken auf seinem Tablet, dass unsere Gepaeckkontrolle bestaetigt und wuenscht uns gute Fahrt. In unsere Koffer wollte er nicht reinschauen. Wer glaubt denn auch, dass Zigarettenschmuggler 1.500km aus Deutschland mit dem Motorrad kommen ?
- Schrit 9,5: Halbe Stunde an der Zollkontrolle unterm Dach warten bis der Regen fertig geregnet hat. Dabei den aufkommenden Hunger mit Brot, Kartoffeln, Erdnussflips und Keksen bekaempfen.
- Schritt 10: Zum zweiten mal an das letzte Grenzhäuschen fahren, kurz Dokumente vorzeigen und nun in die Türkei einreise. Immerhin ging dieser Grenzübertritt schneller als der gestrige. Nur 2,5 anstatt 3 Stunden.
Es ist mittlerweile 17:00 Uhr. Ab hier fuhren wir noch ca 270km bis nach Istanbul. Sobald wir uns der Stadt naeherten also ab ca 30 km davor wuchs der Verkehr merklich an. In der Stadt wuselt es nur so vor Autos, Rollern, Fussgaengern und LKWs. 13 Millionen Menschen sollen hier leben. Unsere anvisierte Unterkunft befindet sich in einem Stadtteil der an italienische Platzverhaeltnisse erinnert. Schmale einspurige Sträschen meistens mit in deutschland bestimmt verbotenen Steigungen muessen wir bewaeltigen, natuerlich voll mit Autoa und Rollern die alle selbst auch an ihr Ziel wollen. Als wir unsere Motorraeder vor dem Appartment (66€ fuer zwei Personen und zwei Naechte) parken wollen, macht uns eine tuerkische Familie darauf aufmerksam, in brauchbarem Englisch, dass man hier zwar Parken dürfe aber es viele Diebe gebe und unsere Motorraeder nicht sicher seien. Es wird uns ein bewachter Parkplatz ein paar Strassen weiter empfohlen. Dort fahren wir ( der nette Tuerke in seinem Auto und ich mit einem Motorrad hinterher) hin und macht das Anliegen eines Motorradparkplatzes deutlich. Entweder ist das ein extrem gut bewachter Parkplatz weil mindestens 5 Leute hier mitmischen oder die türkische Geselligkeit fuehrt dazu, dass man seine Freunde und Brueder auch waehrend der Arbeit besucht ? Jedenfalls stelle ich mein Motorrad ab, hole ein paar Minuten spaeter Melanie’s dazu und bezahle pro Motorrad und Tag bzw Nacht 4€. Nun werden unsere Fahrzeuge von vielen Augen und Kameras ueberwacht. Zusaetzlich habe ich in jedem Motorrad ein Airtag versteckt sowie unser Satellitenortungsgeraet dringelassen, dass mir immerwieder die aktuelle Position uebermittelt. Ach und mit einer Stahlkette sind beide Maschinen aneinander gekettet. Ich hoffe diese Maßnahmen reichen aus 😃
